Kammermusik-Festival

„So unvergleichlich wie der geschichtsträchtige Ort des Festivals – ein wunderschöner Gartensaal im Schloss Heiligenberg, wo einst Zaren und Kaiser speisten – ist das Kammermusik-Festival selbst. Hier genießt man den Raum, die Musik, gespielt von Meistern auf Meisterinstrumenten, und bekommt gleichzeitig einen tiefen Einblick in die Kunst des Instrumentenbaus.“

C. Baur, Festivalbesucher aus Saarbrücken

Seit 2007 gibt es die „Kammermusik“ auf dem Jugenheimer Schloss Heiligenberg. Ehemals als so genanntes Werkstatt-Konzert gegründet, bietet das jährlich im November stattfindende, zweitägige Festival ein ungewöhnliches, höchst anspruchsvolles Programm: Hervorragende Solisten und Ensembles der internationalen Spitzenklasse spielen auf Instrumenten, die von uns im Jugenheimer Atelier für Streichinstrumentenbau nach dem Vorbild alter italienischer Meister gebaut wurden. Im Vergleich von historischem Originalinstrument und unseren Neuschöpfungen entstehen einzigartige Klangbegegnungen sowie ein unvergleichlicher Hörgenuss.

Für uns ist es jedes Jahr ein spannender Höhepunkt, unsere Instrumente von den angesehensten Musikern gespielt, erklingen zu hören. Ausgesprochen aufregend und zuweilen überraschend ist es, die Klangwelten von Original und Neuschöpfung bei unserem Vergleichskonzert zu erleben.

Informationen zum nächsten Festival erhalten Sie unter www.schloss-heiligenberg.de

  • Seit über 20 Jahren forschen die Geigenbauer Wolfgang Kury und Caroline Krömmelbein daran woher die Faszination herrührt, die die italienischen Streichinstrumente aus dem 17. und 18. Jahrhundert  auf viele Musiker und Zuhörer ausüben. Durch ihre inzwischen langjährige Tätigkeit  als Musiker und Geigenbauer hatten sie unzählige Begegnungen mit einigen der besten Instrumente aus der Hochzeit des alten italienischen Geigenbaues. Die interessantesten Instrumente wurden durch eine immer weiterentwickelte Messtechnik abgenommen. 

    Ergänzend zu unserer Arbeit kam die freundschaftliche Verbindung mit dem Verein für Kultur im Schloss Heiligenberg e.V. dazu. So ergab sich die Möglichkeit für die Geigenbauer ein Konzert auf Schloss Heiligenberg durchzuführen,sich dann jährlich wiederholten und sich zu einem beachtlichen hohem Niveau steigerte.

    Historie des Festival:

    Im Jahre 2006 wurde die Idee neue Instrumente in einem Konzert auftreten zu lassen vorgestellt. Eine große Zuhörerzahl war begeistert und wünschten sich eine Wiederholung, die Konzerte sollte noch ergänzend werden durch Informationsveranstalltungen der Geigenbauer zu den Instrumenten. So wurde eine einzigartige Musikreihe ins Leben gerufen indem die Geigenbauer ihr international erlerntes Handwerk im Konzert unter Beweiß zu stellen. Die Musiker und Zuhörer fungieren als Juroren und prüfen die Instrumente im Konzert.

    So Begann in den ersten Jahren eine sehr intensive Kulturreise durch die wichtigsten Geigenbauorte der goldenen norditalienischen Geigenbauepoche von ca. 1600 bis Mitte des 18. Jahrhunderts, diese sind Brescia,Venedig, Mailland und Cremona.

    Beginnend mit dem Urvater Andrea Amati wollten wir die Familien-Geigenbau-Tradition der Amatis als Streichquartett vorstellen; der Vater (Andrea), die Söhne (Hironimus und Girolamo) und der Enkel (Nicolo). Der Enkel geht als großes neues Klangideal hervor und sollte daher im Quartett die erste Geige und das Cello, die Brüder Amati, welche berühmt durch ihre Bratschen wurden, die Bratsche und der Urvater ein frühes Klangideal die zweite Geige im Quartettensemble darstellen. Das Orpheus-Streichquartett gab uns im Konzert eine Kostprobe dieser Instrumente in der vorgenannten Besetzung. Auf diesen Instrumenten wurde mit dem Orpheusquartett eine CD eingespielt (erhältlich bei uns). 

    Zur gleichen Zeit arbeitete in Venedig Matteo Goffriller und Giovanni Montagnana und Josef Guarneri di Venezia. So ging unsere Reise nach Venedig weiter und bauten von Goffriller eine Violine, Viola und Violoncello nach. Dieses Trio wurde im Konzert Vorgestellt durch Sebastian Bräuninger (Konzertmeister, Gewandhaus Leipzig), Barbara Bundtrock (Solobratschistin, Gewandhaus Leipzig) und Christian Giger (Solocellist, Gewandhaus Leipzig). Von Giovanni Montagnana bauten wir ein ganzes Streichquartett nach welches uns durch das Mandelringquartett zu Gehör gebracht wurde. Für die Zukunft möchten wir unbedingt noch den venezianischen Josef Guarneri nachbauen, uns fehlt nur noch ein Original als Vorlage. Von Venedig geht unsere Reise wieder zurück über Cremona nach Mailland um die Werke von Giovanni Grancino kennen lernen zu können. Wieder als Grancino-Streichtrio-Nachbau wurde deren Klang durch Prof. Anke Dill (Violine), Prof. Jone Kalinuhaite (Viola) und Prof. Gustav Rivinius (Violoncello) vorgeführt.  6 Jahre nach diesem Konzert stellte uns Prof. Gustav Rivinius noch einmal in einem Duo-Konzert Cello und Klavier den Grancino Nachbau Cellos gegenüber dem Originales vor. 

    Neuzeitlich ging die Reise wieder nach Cremona und wir studieren nun schon einige Jahre die Werke Antonio Stradivaris. Zwischendurch gesellte sich noch Gasparo da Salo hinzu und wurde dann vom Henschel-Streichquartett, mit Stradivari 1. und 2. Geige, Viola von Gasparo da Salo und Goffriller als Cello, uns vorgestellt (2017). Das Aris-Streichquartett gab ein Konzert mit Stradivari Geschwister (gleiches Modell) Violinen, da Salo Viola und Rugeri Cello (2018).

    2020 wird das Stradivari-Streichtrio diese intensive Arbeitsfase über Antonio Stradivari krönen und wir werden dann in den nächsten Jahren den Konkurrenten Stradivaris, Josef Guarneri genannt Guarneri del Gesu in Augenschein nehmen und wollen ihn kennen lernen.

    Seine Grundidee:

    Im Vordergrund steht das Forschungs- und Klangexperiment.

    Konzept: Nachbau eines alten ital. Instrument im Klangvergleich
    Lernziel: die Eigenheiten und die daraus resultierenden Konstruktion des italienischen Meister kennen und verstehen lernen.

    Die Musiker und die Geigenbauer wollen gemeinsam in dieses Vorhaben eintauchen und sich den Fragen stellen. Wo liegen die Vorzüge bei alt und neu? Welche Unterschiede gibt es überhaupt? Sich über Klang auszutauschen ist ein wesentliches Bestreben dieses Festivals. Die Faszination  hoch eingeschätzte Klangeigenschaften mit ihren Stärken, wie auch ihre ernstzunehmenden Schwächen, sowie die dabei mitspielende eigene emotionale Klangempfindung in Worte zu fassen. Ebenfalls Klangarten kennen lernen und dabei eigene Vorlieben herausfinden.

    Aufbau des Festivals:

    1. Eine altes Streichinstrument (bevorzugt aus der italienischen goldenen Zeit 1690 – 1740) wird, im Stil seines alten Meisters, als neues Instrument für das Festival nach gebaut und im Konzert vorgestellt. Im Idealfall wird das Original mit seinem neu gebauten Geschwisterchen Vergleich gespielt (im Vergleichskonzert). Der Solist und Spieler des Originals stellt uns die Instrumente vor.
    2. Es soll in einem weiteren Konzert Musikern die Möglichkeiten gegeben werden unserer Instrumente kennen zu lernen, sozusagen diese Instrumente im privaten wie im Konzertbetrieb auszuprobieren.
    3. Es sollen Klangvergleichskonzerte geben bei dem im gemeinsamen Gespräch die Besonderheiten von Klang, seine Qualität und Ausdrucksmöglichkeit herausgearbeitet werden sollen.
    4. Je nach Thematik gibt es eine begleitende Ausstellung der Geigenbauer.

    Voraussetzung der Künstler zur Teilnahme:

    1. Der Musiker möchte unsere Instrumente kennen lernen und bestmöglich präsentieren.
    2. Der Musiker stellt uns sein originales Instrument für mehrere Wochen zur Verfügung. Diese Zeit wird benötigt um ein Bau.- und Klangprofil zu erstellen und das Instrument in seinen wesentlichen Zügen weiß zu bauen. Vor der Lackierung wird das weiße Instrument (im Idealfall) nochmals klanglich am Original orientiert abgestimmt.
    3. Der Musiker oder das Ensemble wird vom Verein Kultur im Schloss zusammen mit den Geigenbauern eingeladen.